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Nachruf auf Carl H. Hahn

Ein Leben im Zeichen des Automobils

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Als Visionär, Unternehmer und Persönlichkeit hat er die Volkswagen Historie maßgeblich geprägt: Prof. Dr. Carl H. Hahn, der im Alter von 96 Jahren am 14. Januar 2023 verstorben ist. Zum Abschied blicken wir auf das Leben des Mannes, der den Käfer in den USA zum Vorzeigeobjekt machte und von 1982 bis 1992 als Vorstandschef den Aufstieg der Volkswagen AG zum Weltkonzern vorantrieb.

Die Floskel vom erfüllten Leben wird häufig bemüht – bei ihm grenzt sie an Untertreibung: Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und Continental, Aufsichtsrat einer Vielzahl nationaler und internationaler Unternehmen, dazu Mandate an Hoch- und Managementschulen sowie bedeutende Ehrenämter – bis zuletzt war Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Carl H. Hahn ideenreich und umsetzungsstark. Noch mit 86 Jahren nahm er am Engadiner Halbmarathon teil, bei Oldtimer-Rallyes war er selbst mit über 90 Jahren hinter dem Steuer von Klassikern aus der Volkswagen Classic Sammlung zu sehen. Hinzu kam seine multikulturelle Erfahrung. Diese besondere Mischung ließ Carl H. Hahn zu dem werden, was er war: einer der bedeutendsten europäischen Unternehmer, prägend für den Volkswagen Konzern und seine Zulieferer in der Welt sowie wirkungsstarker Mäzen, der seine gesellschaftliche Verantwortung kreativ mit Leben zu füllen wusste.

Von Sachsen aus in die Welt

Lebensabschnitt bei Volkswagen
Carl H. Hahn auf einem offiziellen Mitarbeiter-Foto der Exportabteilung, etwa 1954.

Carl Horst Hahn wurde am 1. Juli 1926 in Chemnitz in eine katholische Industriellenfamilie hineingeboren. Sein Vater war maßgeblich beteiligt am Aufstieg von DKW zur größten Motorradfabrik der Welt und gehörte 1932 zu den Mitbegründern der Auto Union, die aus dem Zusammenschluss von Audi, Wanderer, Horch und DKW entstand. Früh schon kam Carl H. Hahn mit dem in Berührung, was später sein Lebensinhalt sein sollte. In seinen Memoiren „Mein Leben mit Volkswagen“ notierte er: „Schon vor meiner Schulzeit beging mein Vater mit mir am Sonntag nach der Heiligen Messe die Motorradfabrik unten im Tal.“ Bei Tisch schnappte der Junge Weisheiten über Unternehmensführung und Händlerstrategien, Produktprogramme, Zahltage und Betriebskonflikte auf. Während der Schulferien 1941 arbeitete Hahn in Fabriken der Auto Union, was fortan seine hohe Wertschätzung des sächsischen Industriearbeiters begründete. Den Zweiten Weltkrieg überlebte Hahn als einfacher Gefreiter unverletzt.  

Nachdem er seinem Vater bis 1947 bei der Vorbereitung der Wiedergründung der Auto Union im Westen und der Gründung von dessen Dr. Carl Hahn KG (Marke „o.b.“) assistiert hatte, studierte Hahn Wirtschaftswissenschaften in Deutschland, der Schweiz und England sowie Politikwissenschaften in Frankreich. 1952 promovierte er in Bern mit summa cum laude zum Dr. rer. pol. mit einer Doktorarbeit zum Schuman-Plan. Daraufhin studierte er Italienisch und Kunstgeschichte in Perugia und volontierte bei Fiat in Italien. Es folgte ein Jahr bei der OECD in Paris.

Neue Station: Wolfsburg und Volkswagen

Aufbau in Amerika
Carl H. Hahn war von 1959 bis 1964 Präsident von Volkswagen of America.

Ende 1954 wechselte Carl H. Hahn nach Wolfsburg. Der damals 28-Jährige wurde zunächst Assistent von Heinrich Nordhoff, dem Generaldirektor der damaligen Volkswagenwerk GmbH, und bald darauf Leiter der Exportförderung.

Nordhoff entsandte Hahn 1959 in die USA, mit 32 Jahren übernahm er Aufbau und Führung von Volkswagen of America. Durch den Aufbau einer beispielhaften Absatzorganisation und ein damals revolutionäres Werbekonzept gelang es ihm, den Absatz des VW Käfer auf dem US-Markt auf mehr als 650.000 Fahrzeuge zu steigern. 

Internationale Automobilausstellung
Carl H. Hahn mit Bundeskanzler Ludwig Erhard und VW Vorstandsvorsitzenden Heinrich Nordhoff bei der IAA 1965.

Die US-Erfolge führten Hahn 1964 im Alter von 38 Jahren in den Volkswagen Vorstand nach Wolfsburg, wo er fortan für den weltweiten Vertrieb verantwortlich war.

Im selben Jahr erfolgte der Kauf der Auto Union von Daimler-Benz. Hahn setzte damals mit Nachdruck und gegen allergrößte Widerstände eine Zweimarken-Strategie im Konzern durch: Aus der DKW Auto Union wurde 1967 die Marke Audi, mit eigenem Produktprogramm und eigenständiger Absatzorganisation.

Nach Differenzen im Volkswagen Vorstand wechselte Carl H. Hahn Anfang 1973 als Vorstandsvorsitzender zum Reifenhersteller Continental nach Hannover.

Vorstandsvorsitz der Volkswagen AG von 1982 bis 1992
Carl H. Hahn bei seiner Ernennung, hier mit seinem damaligen Stellvertreter Horst Münzner.

Zurück nach Wolfsburg: 1982 folgte Hahn dem Ruf zurück zur Volkswagen AG, wo er elf Jahre lang das Amt des Vorstandsvorsitzenden ausübte.

Volkswagen befand sich zu dieser Zeit in einer schwierigen Phase. Mit seinen strategischen Entscheidungen und seinem unternehmerischen Weitblick und Gespür stellte Carl H. Hahn die Weichen für den Aufstieg von Volkswagen zum Global Player und einem der heute weltgrößten Automobilhersteller. 

Internationale Visionen

Produktionsrekord Bestseller Golf
Carl H. Hahn im Golf Sondermodell „10 Millionen“ in Starblue metallic am 1. Juni 1988 in Wolfsburg.

Hahns Strategie fußte dabei auf vier Säulen: Produktstrategie, Divisionalisierung, Europäisierung und Globalisierung. Mit Hahn sind die erfolgreichen Nachfolgemodelle des Volkswagen Käfer verbunden.

Kurz nach seinem Amtsantritt überzeugte Hahn den Vorstand, eine exklusive Kooperation mit dem spanischen Hersteller Seat einzugehen. Die daraus resultierende Verlagerung der Fertigungen von VW Polo und VW Passat nach Spanien ermöglichte parallel eine Erhöhung der Golf Produktion in Wolfsburg und ebnete dem Volkswagen Konzern damit den Weg zurück in die Gewinnzone und zur Poleposition in Europa. Mit dem Kauf von Seat 1986 erwarb der Volkswagen Konzern eine neue, profitable Marke. 

Volkswagen in Sachsen
Grundsteinlegung für das neue VW Automobilwerk in Zwickau-Mosel am 26. September 1990 mit Bundeskanzler Helmut Kohl.

Fünf Jahre darauf gelang es Hahn, die tschechische Marke Škoda in den Konzern zu holen und damit sofort nach dem Zusammenbruch des Kommunismus auf den Märkten Zentraleuropas mit dem Volkswagen Konzern die Marktführerschaft zu übernehmen.

Gleichzeitig erfolgte der Neuanfang an den alten Produktionsstätten der Automobilindustrie in Zwickau-Mosel und Chemnitz – Hahn brachte Volkswagen nach Sachsen. Im Dezember 1990 wurde die Volkswagen Sachsen GmbH in Zwickau gegründet. Volkswagen wurde dadurch auch Vorreiter und Magnet für viele andere Investoren in Ostdeutschland. Seiner Heimat Sachsen blieb Carl H. Hahn zeitlebens eng verbunden.

Weitblick nach China
Am 10. Oktober 1984 bei der Grundsteinlegung des Werkes in Schanghai zusammen mit Bundeskanzler Helmut Kohl (links hinter Carl. H. Hahn).

Oft betrat Hahn visionär Neuland und war den Wettbewerbern um Jahre voraus. Der Volkswagen Konzern wurde unter Hahn zu einem noch globaleren Unternehmen. Frühzeitig hatte Hahn das Potenzial des veränderten chinesischen Marktes erkannt, wenige Wochen nach seinem Amtsantritt 1982 setzte er deshalb das Thema China auf die Agenda.

Schon 1983 begann in Schanghai die Probemontage des VW Santana. Im Jahr darauf unterzeichnete Volkswagen ein Joint Venture mit der chinesischen Regierung und der Grundstein für eine Automobilfabrik in Schanghai wurde gelegt. 1991 folgte ein zweites Joint Venture in Changchun, das Audi im chinesischen Premiummarkt in Position brachte. Hahns China-Strategie machte Volkswagen zu einem Pionier der chinesischen Automobilindustrie. 

 

 

Insgesamt beeinflusste Carl H. Hahn die Strategie des Volkswagen Konzerns über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten entscheidend.

Ende 1992 übergab er sein Amt als Vorstandsvorsitzender an den damaligen Audi Chef Ferdinand Piëch († 25.08.2019) und wechselte in den Aufsichtsrat des Unternehmens, dem er bis Juni 1997 angehörte. 

Der europäisch geprägte Kosmopolit Prof. Dr. Carl H. Hahn blieb nach seiner Pensionierung unverändert aktiv: Dazu gehörten Tätigkeiten in zahlreichen Aufsichtsräten sowie der Ehrenvorsitz in den Aufsichtsräten von Audi, Seat und Škoda. 

 

 

Engagement auf vielen Ebenen

Vielfach geehrte Persönlichkeit
Carl H. Hahn bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes mit großem Stern am 2. November 1989.

Neben seinen unternehmerischen Aktivitäten engagierte sich Hahn auch bis zuletzt in Wissenschaft, Bildung, Politik und Kultur. Zehn Hochschulen im In- und Ausland zeichneten Hahn mit akademischen Würden aus. Er war zudem Ehrenbürger von Wolfsburg, Chemnitz, Zwickau und Changchun (China). 2006 wurde Hahn in die „European Automotive Hall of Fame“ gewählt.  

Sein kulturelles sowie gesellschaftspolitisches Engagement war breit gefächert. So geht das Kunstmuseum Wolfsburg wie auch dessen Finanzierung auf privater Basis auf Hahns Initiative zurück. Er war in Kuratorien verschiedener Stiftungen. 2006 gründete er mit seiner 2013 verstorbenen Frau die Carl und Marisa Hahn-Stiftung, die sich neben der Unterstützung Notleidender der vorschulischen Bildung widmet – ein Thema, dem Hahn stets wesentliche Bedeutung beimaß. Hahn sagte dazu einst: „Kinder sind unsere Zukunft. Und sie haben ihre noch vor sich. Wir sollten alles dafür tun, sie darauf bestens vorzubereiten, sie selbstbewusst und weltweit konkurrenzfähig zu machen. Wir geben ihnen, was wir geben können: Bildung, die Fähigkeit zum freiheitlichen Denken und Liebe.“ 

Am 14. Januar 2023 verstarb Carl H. Hahn in seinem Haus in Wolfsburg. Er hinterlässt vier Kinder und neun Enkel. Volkswagen trauert um Prof. Dr. Carl H. Hahn, eine Ausnahmepersönlichkeit und prägendes Mitglied der Volkswagen Familie.

 

 

 

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