Praktischer Sympathieträger
Die rasch wachsenden Transportbedürfnisse in den Zeiten des Wiederaufbaus sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa lassen die Entwicklung und Produktion einer zweiten Fahrzeuggattung lohnend erscheinen. Ende 1948 werden erste konkrete Konstruktionsvorschläge vorgelegt.
Im März 1949 wird der erste fahrbereite Prototyp getestet. Aus Stabilitäts- und Haltbarkeitsgründen wird von manchem Gleichteile-Gedanken Abschied genommen. Es wird z. B. klar, dass die angestrebte Nutzlast nur mit einem eigenen Chassis realisierbar ist. Im Herbst 1949 entstehen die ersten Versuchsmodelle mit einer Höchstgeschwindigkeit von fast 85 km/h und einer Zuladung von 750 Kilogramm. Die Scheiben sind aus Kosten- und Herstellungsgründen plan, die Windschutzscheibe zeittypisch geteilt.
Das Leergewicht wird von Volkswagen Vorstandschef Heinrich Nordhoff ultimativ auf 850 Kilogramm festgelegt. Als dieser Wert überschritten wird, lässt man in der Konstruktionsabteilung einfach Stoßfänger und Heckscheibe weg – macht wieder Sollgewicht.
Am 12. November 1949 wird der Typ 2 bei einer Pressekonferenz unter dem Handelsnamen Volkswagen „Transporter“ präsentiert. Am 8. März 1950 startet bereits die Produktion in Wolfsburg. Gebaut werden die Varianten Kastenwagen, Kombi, Kleinbus („Fenster-Bus“) und Pritschenwagen (ab 1952). Dazu kommen Sonderversionen wie der Verkaufswagen mit seitlicher Klappe oder Behördenmodelle (z. B. Krankentransport, Polizei). Außerdem ist der T1 Basis für erste Wohnmobile. Von 1951 bis 1967 wird der Kleinbus „Sonderausführung“ – ab 1952 „Sondermodell“, später meist „Samba“ genannt – mit acht bzw. neun Sitzen und 23 Fenstern gebaut. Heute ist es das begehrteste Modell der Baureihe.
T1 „Bulli“ Steckbrief
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Fahrzeugdaten
T1 / Werkscode: Typ 2 Transporter 1
Modellvarianten / Bauzeit: T1 1.1: 1950–1954 T1 1.2: 1954–1965 T1 1.5: 1963–1967 Motor: Vierzylinder-Boxer, luftgekühlt Einbaulage Motor: hinten, längs Antrieb: Heck Radstand (mm): 2.400 Länge / Breite / Höhe (mm): 4.150 / 1.660 / 1.940 4.280 / 1.750 / 1.940 (mit Stoßfängern) -
Motorversionen
T1 / Werkscode: Typ 2 Transporter 1
Typ Hubraum (ccm) Leistung (kW / PS bei U/min) max. Drehmoment (Nm bei U/min) 1.1 1.131 18 / 25 / 3.300 68 / 2.000 1.2 1.192 22 / 30 / 3.400 76 / 2.000 25 / 34 / 3.600 (ab 1960) 82 / 2.000 (ab 1960) 1.5 1.493 31 / 42 / 3.800 95 / 2.200 32 / 44 / 4.000 (ab 1965) 100 / 2.000 (ab 1965)
T1 „Bulli“ Varianten & Highlights

Volkswagen Typ 2: 1950 beginnt die bis heute währende Erfolgsgeschichte des praktischen Allrounders. 850 Kilogramm Leergewicht und 750 Kilogramm Zuladung stehen seinerzeit im Lastenheft des ersten Transporters – damals nur möglich ohne Heckscheibe und Stoßfänger.

Die erste angebotene Variante ist der Kastenwagen (Typ 21), der sich vornehmlich an Unternehmen und Gewerbetreibende richtet, die Güter transportieren wollen. Der Kastenwagen überzeugt mit großem Laderaum, hoher Nutzlast und glatten Seitenwänden, die zudem ideal für Außenwerbung geeignet sind.

Nach Kastenwagen und Kombi folgt im Mai 1950 der Kleinbus. Der Achtsitzer ist mit dem Kombi fast identisch, abgesehen von der deutlich verbesserten Innenausstattung. Hier noch mit kleinen Frontblinkern: ein T1 Kleinbus aus dem Modelljahr 1962.

1951 wird auf der IAA in Frankfurt am Main der achtsitzige Volkswagen Kleinbus „Sonderausführung“ vorgestellt. Mit seinen 23 Fenstern bietet er einen sehr hellen Innenraum. Das ist ein echter Luxus-Reisebus im Kleinformat, den Volkswagen da auf die Beine gestellt hat. Passend dazu wird er in den USA auch als Microbus „Deluxe“ vermarktet. In Deutschland bleibt man aber bescheiden bei „Sonderausführung“ bzw. ab 1952 bei der ebenso wenig emotionsgeladenen Bezeichnung „Sondermodell“. Bekannter ist er allerdings unter seinem Spitznamen „Samba“. Hier in der Version ab 1960 mit Blinkleuchten an der Front.

Die Serienproduktion des Volkswagen Kleinbus „Sonderausführung“ startet am 27. Juni 1951 und endet im Juli 1967 nach fast 100.000 gebauten Exemplaren des T1 „Samba“.

Im Sommer 1952 folgt als weitere Aufbauvariante des Volkswagen Transporters der dreisitzige Pritschenwagen, eine Art Pickup der 1950er-Jahre.

Die erste werkseigene T1 Doppelkabine läuft am 3. November 1958 vom Band. Das Fahrerhaus bietet bis zu sechs Personen Platz. Die Ladefläche der „Doka“ misst in der Länge 1.755 und in der Breite 1.570 mm. Daraus resultiert eine Ladefläche von immerhin 2,75 Quadratmetern. Drei abklappbare Ladebordwände mit einer Höhe von 375 mm sichern das Transportgut. Die maximale Nutzlast liegt zum Ende der Bauzeit bei 940 kg.

Wochenend und Sonnenschein: Westfalia aus Rheda-Wiedenbrück bietet für den Typ 2 hochwertige Camping-Ausstattungen an. Hier von 1965 mit seitlich aufzuklappenden Dormobile-Dach.
T1 „Bulli“ Modellpflege
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1950: Mehr Luft
Einführung der Laderaumtrennwand und der Laderaumbelüftung mittels Luftschlitzen in der Seitenwand. Ab November entfällt das hintere Volkswagen Emblem.
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1951: Mehr Licht
Einbau eines kleinen Heckfensters. Einführung des Sieben- bzw.- Neunsitzers „Sondermodell“, später meist nur „Samba“ genannt, mit insgesamt 23 Fenstern und einem Schiebedach aus Stoff. Vorstellung des ersten Krankenwagens. Westfalia stellt die Campingbox vor. Sie ist leicht ein- und ausbaubar und verwandelt so viele im Alltag eingesetzte Transporter und Busse während des Urlaubs zum ersten Reisemobil.
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1953: Mit Heckstoßfänger
Das Getriebe wird synchronisiert. Der Sieben- bzw.- Neunsitzer „Sondermodell“ bekommt eine Heckstoßstange. Die Flachten der Pritsche bekommen zur Versteifung rechteckige Vertiefungen (Sicken).
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1954: Erste Camping-Version
Der 1.100-ccm-Motor wird im Januar durch den ebenfalls vom Käfer stammenden 1.200-ccm-Boxer mit 30 PS ersetzt. Dieser Entwicklungsschritt verschafft dem Transporter die dringend benötigte Kraftspritze. Der Tacho reicht nun bis 100 km/h statt bis 80 km/h. Außerdem wird nun auch für alle anderen Modelle hinten ein Stoßfänger verbaut. Westfalia baut den ersten Campingbus.
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1955: Größere Anpassungen
Eine neue Frischluftzufuhr über der Windschutzscheibe verbessert das Innenraum-Klima. Zudem gibt es eine durchgehende Instrumententafel und nun ein Zwei- statt Drei-Speichen-Lenkrad. Serienmäßige Einführung der Heckklappe. Es erfolgt die Verkleinerung des Motorraums. Damit entfällt die große Motorraumklappe (die so genannte Barndoor). Das Laderaumvolumen steigt von 4,6 auf 4,8 Kubikmeter. Das Reserverad wandert aufrecht stehend in eine Mulde hinter die Vordersitze. 15-Zoll-Bereifung statt 16 Zoll.
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1956: Hannover statt Wolfsburg
Der Anlasser wird verstärkt. Die Produktion wird von Wolfsburg nach Hannover-Stöcken verlegt. Fahrgestellnummer 171056 ist der erste Bus aus der niedersächsischen Landeshauptstadt.
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1958: Neue Bremslichter
Bremslichter in den Rückleuchten ersetzen das mittige Bremslicht im Motordeckel. Einführung der Doppelkabine.
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1959: Neue Rückleuchten
Neue Positionierung der Rückleuchten.
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1960: Warzen statt Winker
Es gibt geänderte Stoßfänger und Blinkleuchten für vorne („Warzen“) anstelle der bis dahin verwendeten Winker. Die Motorleistung steigt auf 34 PS. Der Bus erreicht 100 km/h Höchstgeschwindigkeit – mit langem Anlauf und bei günstigen Bedingungen. Der Tacho reicht nun bis 120 km/h.
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1961: Mehr Platz
Einführung der Zweikammer-Rückleuchten mit gelbem Blinkerfeld. Beginn der Produktion des Kastenwagens mit Hochdach. Das Frachtabteil wächst dadurch auf 6 Kubikmeter. Haltegriff auf der Beifahrerseite auf dem Instrumententräger.
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1962: Einzelsitz für den Fahrer
Der Fahrer erhält einen Einzelsitz statt der Sitzbank. Einbau verstärkter Türgriffe und Schlösser ab November.
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1963: Schiebe- statt Flügeltür
Als erstes Modell wird der Pritschenwagen (alle anderen Ausführungen ein Jahr später) wahlweise mit dem 42 PS starken 1,5-Liter-Boxer ausgerüstet. Kastenwagen und Kombi erhalten eine größere Heckklappe mit einem vergrößerten Fenster. Entfall der Fenster im D-Holm des Sieben- oder Neunsitzers „Sondermodell“ (21 Fenster). Alternativ zur zweigeteilten seitlichen Flügeltür kann nun eine Schiebetür bestellt werden. Die vorderen Blinker werden vergrößert („Fischaugen“). Als Option wird außerdem ein verstärktes Chassis angeboten, durch das die Nutzlast auf 1.000 kg steigt. 14-Zoll-Bereifung statt 15 Zoll.
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1964: Größere Modellpflege
Das letzte Produktionsjahr des 34-PS-Motors. Heizungslüftung nun nicht mehr im Steigrohr, sondern über separate Schlitze in der Frontverkleidung. Ein Drehzahlbegrenzer wird eingebaut. Ein stotterndes Geräusch mahnt nun zum Hochschalten oder Gaswegnehmen. Im August (Modelljahr 1965) Umstellung der Fahrgestellnummer von fortlaufend 1328871 auf Ausführung, Baujahr und fortlaufend pro Jahr 21 5 019888.
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1965: Mehr Leistung
Mit Hilfe eines anderen Vergasers und größerer Ventile steigt die Motorleistung auf 44 PS. Der T1 bekommt eine Bedienung für die Lichthupe am Blinkerschalter.
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1966: 12 Volt und nur ein Schlüssel
Das Bordnetz wird von sechs auf zwölf Volt umgestellt. Es wird ein Einschlüsselsystem eingeführt und der Einbau von Sicherheitsgurten ermöglicht (auch im Fahrgastraum).
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1967: Ende der Produktion
Im Sommer endet die Produktion. Die letzte Fahrgestellnummer lautet 217 148 459. Insgesamt verließen rund 1,83 Millionen Fahrzeuge die Werke Wolfsburg und Hannover.
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