Eine Familie gegründet, das hat er nicht – und das „Übliche“ liegt dem Corrado ohnehin fern. Er kann nun, mit 35 Jahren zweifellos im mittleren Alter angelangt, genug anderes vorweisen. An sportlichen Erfolgen etwa machen ihm nur wenige etwas vor. Dabei hätte es den VW Corrado eigentlich gar nicht geben sollen – jedenfalls nicht unter diesem Namen. Das als Nachfolger der zweiten Scirocco Generation geplante Modell hieß in der Entwicklungsphase Mitte der 80er-Jahre noch „Taifun“. Dieser Name erschien den Verantwortlichen ob der Zerstörungskraft des namensgebenden Wirbelsturms dann aber doch zu gewagt, und so wichen sie letztlich von der Linie ab, Modelle nach Winden zu benennen. Der Name Corrado leitet sich vom spanischen Wort „correr“ ab – zu Deutsch „rennen“.
Vorgestellt wurde der 2+2-Sitzer im August 1988, im Oktober lief die Produktion bei Karmann in Osnabrück an. Übrigens war da die Entscheidung, den Scirocco II weiterhin zu produzieren und nicht durch den Corrado zu ersetzen, längst gefallen: Im Vergleich zum bisherigen Vorzeige-Sportcoupé steckten für ein bloßes Nachfolgemodell einfach zu viel Leistung und Ausstattung im Corrado.
Renner mit G-Lader
Der von Herbert Schäfer designte Corrado nahm die Linienführung des Scirocco auf.
Passend zum Namen sollte sich der Corrado auch schon bald zum Verkaufsrenner entwickeln. Das lag zum einen am Heckspoiler, der bei 120 km/h automatisch ausfuhr und so den Auftrieb der Hinterachse stark reduzierte.
Und zum anderen am G-Lader: Der Scrollverdichter erhöhte die Leistung des Vierzylinder-Langpleuel-Motors mit acht Ventilen und 1,8 Liter Hubraum immens. Das Ergebnis waren satte 118 kW (160 PS) – und die machten den Corrado mit einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h zum bis dahin schnellsten in Serie gebauten Volkswagen aller Zeiten. Rasch avancierte er deshalb zum beliebten Volkssportler.
Das Design zitiert den Scirocco I
Der 140 kW (190 PS) starke VR6 bildete das Topmodell der Corrado Baureihe.
Zudem sah der Corrado einfach gut aus. Die Handschrift des langjährigen Volkswagen Chefdesigners Herbert Schäfer war deutlich zu erkennen. Aber auch der erste Scirocco wurde in der Seitenansicht zitiert: Die ansteigende Fensterlinie, die in einer keilförmigen C-Säule endet, die ausgeprägte Lichtkante an der Flanke und die horizontale Sicke zwischen den Radhäusern sind unverkennbar an den markanten Ahnen angelehnt.
Eine für damalige Verhältnisse umfangreiche Serienausstattung, die mit ABS, Servolenkung, höhenverstellbaren Sportsitzen und weiteren Finessen daherkam, tat ihr Übriges, dass der Corrado einer der impulsivsten und charismatischsten Sportwagen wurde, der je auf einem Volkswagen Reißbrett entstand.


Das markant-kantige Design lässt sich heute unschwer in den späten 80er-Jahren verorten – für Aufsehen sorgte der Corrado aber auch zu seiner Zeit.

Im Oktober 1988 lief der erste Corrado bei Karmann in Osnabrück vom Band, nach rund 98.000 Stück 1995 der letzte. Dieser im Farbton Classicgrün Perleffekt lackierte Corrado ist das letzte links gelenkte produzierte Modell der Baureihe. Es verließ am 6. Juli 1995 die Fertigungshalle in Osnabrück.

Stimmiges Design: Ein eleganter Schwung in der Seitenlinie verlieh dem sportlichen Osnabrücker einen weichen Zug.

Ein G-Lader steigerte die Leistung auf 118 kW (160 PS), sorgt für reichlich Druck und schiebt den VW Corrado G60 auf den Spitzenwert von 225 km/h

1991 wurde das Motorenprogramm auch durch den durchzugsstarken VR6 mit 2,9 Litern Hubraum und 140 kW ( 190 PS) ergänzt.

... war der Corrado sofort als solcher zu erkennen. In sieben Produktionsjahren blieb er äußerlich fast unverändert, das Interieur jedoch wurde zwischenzeitlich überarbeitet.

Technisch wie optisch war der Corrado stets State of the Art – und unter der Haube steckte, egal in welcher Variante, reichlich Dampf. Hier das Cockpit eines Corrado VR6 von 1991.

Nicht nur das Design war topmodern und auf sportliche Höchstleistungen ausgelegt, auch die Technik des Corrado setzte seinerzeit neue Maßstäbe.

... ging leider nie in Serie. Die Studie von 1993 ist im AutoMuseum in Wolfsburg zu sehen.

Glücklich kann sich schätzen, wer heute einen unverbastelten Corrado sein eigen nennen darf – all zu viele sind inzwischen leider nicht mehr erhalten. Wert: steigend.
Stilvoll modernisiert
Oft und gern wurde der markant-sportliche Corrado in Rot bestellt.
Das vom Bauhaus-Stil inspirierte Interieur bekam ein Jahr nach der Vorstellung des Corrado noch einmal ein Update: Kippschalter ersetzten die bisherigen Drucktasten, die Türverkleidungen wurden runderneuert und die Mittelkonsole neu gestaltet. Dazu erhielten die Anzeigeinstrumente ein ästhetisches Upgrade. So entsprach das technisch auf höchstem Niveau fahrende Coupé nun auch im Inneren den gehobenen, fast schon oberklassigen Ansprüchen.
Sechs Töpfe unter der Haube: 1991, drei Jahre nach der Präsentation, vergrößerte sich die Motorenpalette des Corrado: Zum ursprünglichen Aggregat gesellten sich als neue Topmotorisierung ein 140 kW (190 PS) starker VR6, für den die Silhouette der Motorhaube leicht angeglichen wurde. Dazu kam noch ein 102 kW (139 PS) starker Vierzylinder mit Vierventiltechnik, sodass der G-Lader bald überflüssig war. Breitere Radläufe, neue Scheinwerfer und ein anders gerippter Kühlergrill ergänzten das Facelifting. Eine kleine Kröte galt es zu schlucken: Das Kofferraumvolumen wurde zulasten einer Tankvergrößerung verringert.
Nach knappen sieben Jahren wurde die Produktion des Corrado im Juli 1995 eingestellt. Insgesamt liefen 97.521 Fahrzeuge vom Band. Doch die Erfolgsgeschichte dauert bis heute an – inzwischen ist der VW Corrado ein begehrter Klassiker, dem man sein H-Kennzeichen-Alter nicht ansieht. Der dynamische Junggebliebene ist immer ein gern gesehener Gast auf Rallyes, Treffen und Messen.

Die Werbung versprach nicht zu viel: Der Corrado war nicht nur zeitgenössisch im Design, er legte auch in Sachen Leistung die Messlatte neu.