Der Weltmeister
1970 kommt es zur größten Überarbeitung des Käfers in seiner Geschichte. Er wird technisch und optisch stark modernisiert und bildet die Basis für eine zweite Linie: Beim neuen Modell 1302 kommen an der Vorderachse McPherson-Federbeine zum Einsatz, die Hinterachse wird von Schräglenkern geführt. Zusammen mit dem um zwei Zentimeter verlängerten Radstand ergibt sich ein neues Fahrverhalten: Kurven aller Radien werden souverän gemeistert, ohne dass das Heck nach außen drängt. Die (An-)Federqualitäten der Vorderachse sind nicht wiederzuerkennen. Zudem verringert sich der Wendekreis um 1,4 Meter. Die deutlich verbesserte aktive und passive Sicherheit (Verlängerung des Vorderwagens) ist auch eine Reaktion auf die amerikanische Sicherheitsdiskussion, die vor allem das Fahrverhalten von Heckmotorfahrzeugen im Visier hat.
Zur Wahl stehen zwei Motoren: der 1302 mit 1,3 Liter und 44 PS sowie der begehrte 1302 S mit 1,6 Liter und 50 PS, beide mit dem leistungssteigernden Doppelkanal-Ansaugsystem, das für beeindruckende Durchzugskraft sorgt. Letzteres auch im Kraftstofftank.
Ein wichtiger Schritt für die Standfestigkeit: Der bislang im Luftstrom des dritten Zylinders platzierte Ölkühler findet eine bessere Position am Gebläsekasten und beschränkt fortan die Motorkühlung nicht mehr. Die Belüftung des Motors erfolgt beim 1302 über zehn Luftschlitze in zwei Paketen. Das stärkere Modell 1302 S hat serienmäßig Scheibenbremsen an der Vorderachse.
Käfer 1302 Steckbrief
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Fahrzeugdaten
Käfer 1302 Limousine / Werkscode: Typ 11
Modellvarianten / Bauzeit: 1302: 1970–1972 1302 S: 1970–1972 Motor: Vierzylinder-Boxer, luftgekühlt Einbaulage Motor: hinten, längs Antrieb: Heck Radstand (mm): 2.420 Länge / Breite / Höhe (mm): 4.080 / 1.585 / 1.500 -
Motorversionen
Käfer 1302 Limousine / Werkscode: Typ 11
Typ Hubraum (ccm) Leistung (kW / PS bei U/min) max. Drehmoment (Nm bei U/min) 1302
1.285
32 / 44 / 4.100 86 / 3.000 1302 S 1.584
37 / 50 / 4.000 106 / 2.800
Käfer 1302 Limousine Varianten & Highlights

Der im August 1970 eingeführte 1302 ist eine sanfte Revolution: Besonders mit seinem neuen, aufwendigen Fahrwerk und dem auf 260 Liter vergrößerten Kofferraumvolumen kann er bei der Kundschaft punkten.

Am 17. Februar 1972 löst der Volkswagen Käfer das Ford T-Modell als bis dahin meistgebautes Automobil der Welt ab. Im Stammwerk Wolfsburg krabbelt die Nummer 15.007.034 des luftgekühlten Heckmotor-Modells vom Band. Es ist ein Exemplar des Volkswagen 1302, das den bisherigen Rekord des Ford T-Modells knackt und Volkswagen offiziell zum Stückzahlenweltmeister macht. In der Endmontage wird der blaue Rekord-Käfer 1302 S mit Blumen dekoriert und der damalige Volkswagen Vorstandsvorsitzende Rudolf Leiding hält anlässlich der Stückzahlengroßleistung eine Rede.

Bei der Feier stellt Rudolf Leiding auch das erste Volkswagen Sondermodell vor: den Käfer 1302 S „Weltmeister“. Sonderfarbe Marathon metallic, Medaille „Der Weltmeister“, Zertifikat, Weltmeister-Sportfelgen, schwarze Cordsitze und vieles mehr beinhaltet die attraktive Sonderausstattung.

Über 6.000 weltmeisterliche Exemplare des Sondermodells werden gebaut.
Käfer 1302 Limousine Modellpflege
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1971: Verbesserung und Neues
Die Heckscheibe wird erneut vergrößert, der Stauraum hinter der Rücksitzbank erhält eine Abdeckung. 26 Kühlluftschlitze in vier Paketen in der Motorklappe sorgen für bessere Kühlung. Außerdem neu: das Sicherheitslenkrad mit vier Speichen. Der Vergaser wird in seiner Bestückung verändert und in der Einstellung korrigiert – sein Durchsatz war zu stark und trug ihm in der Fachpresse die Nachrede „Neusser Loch“ ein. Der Volksmund alterniert die Modellbezeichnung „1302“ daher auch in „Dreizehn Loch Zwo“.
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1972: Käfer-Rekord
Am 17. Februar 1972 schreibt der Käfer Rekord-Geschichte: Im Stammwerk Wolfsburg läuft der 15.007.034. Käfer vom Band – Weltrekord! Mit diesem 1302 ist der Käfer offiziell das meistgebaute Automobil der Welt und überrundet den bisherigen Titelträger, das Ford T-Modell. Volkswagen begeht diesen besonderen Anlass mit einer großen Feierstunde.
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1972: Erstes Sondermodell
Als Dankeschön zum Produktionsrekord wird das erste Volkswagen Sondermodell vorgestellt. Die Sonderserie wird als zeitlich begrenzte Verkaufsaktion vom 19. Februar bis 31. März 1972 angeboten, über 6.000 Kunden greifen zu. Besonders seine reichhaltige Sonderausstattung steht dem Weltmeister-Käfer gut zu Gesicht. Die hauseigene Abteilung „Farben und Stoffe“ hat eigens einen Farbton kreiert, dem die Interieur-Designerin Gunhild Liljequist auch einen passenden Namen gibt: Marathon metallic. Pluspunkte gegenüber der 1302-Basisversion sind weiterhin sportliche Lemmerz-Weltmeisterfelgen, Halogenscheinwerfer, Doppeltonhorn, Rückfahrleuchten, beheizbare Heckscheibe, schwarze Cordsitze, Schalttafelpolsterung, aber auch praktische Dreingaben wie Fußraum-Matten und Gummischutzleisten an den Stoßstangen. Als Zugabe erhalten Weltmeister-Käufer eine charmante Accessoires-Auswahl: Neben einem Werkszertifikat gibt es einen Aufkleber, einen Schlüsselanhänger, einen Schmuckanhänger und eine Goldmedaille mit der Aufschrift „Der Weltmeister“.