Weniger ist mehr
Kein Volkswagen war bisher so klein und zierlich wie der Polo, der 1975 als neue Baureihe unterhalb von Golf und Passat das Portfolio abrundet. Der Polo basiert auf dem Audi 50, der ein Jahr zuvor erscheint. Es ist eine bewegte Zeit im Wolfsburger Konzern, der sein Modellprogramm binnen kürzester Zeit um topmoderne Fronttriebler bereichert und so die Kritik am zu langen Festhalten am Käfer souverän kontert.
Der Polo, ein dreitüriger Kleinwagen, ist spartanisch ausgestattet und kann deshalb preiswert angeboten werden. Er besticht durch eine gut verarbeitete, auf das Notwendige angelegte Ausstattung. Vieles erinnert an den zeitgleichen „Spar-Käfer“ 1200, wie zum Beispiel die simplen Türpappen, Öffnungen statt Klappen und zur Krönung eine Drahtschlinge als Gaspedal: Selten ist so konsequent reduziert worden.
Die optionale L-Ausstattung verleiht dem Polo einen gewissen Luxus – seitliche Zierleisten, zweistufiges Gebläse und Scheibenwischer, Teppichboden und das L im Typenschild.
Käfer-Fahrer werden neidisch: Der Polo lässt sich durch eine große Heckklappe mit stattlichen 900 Litern beladen, seine hintere Sitzbank ist umklappbar. Käfer-like ist allerdings das Motorenangebot: Es gibt anfangs nur einen 900-ccm-Reihenvierzylinder mit 40 PS.
Die damalige Serienbereifung der Dimension 5,50 x 12 bietet eine Reifenbreite von gerade einmal 135 Millimeter – dennoch wird der Polo gerühmt für seine Straßenlage. Sein Leergewicht beträgt nur 685 Kilogramm – was nicht allein daran liegt, dass er serienmäßig noch keine Kopfstützen hat.
Polo I Steckbrief
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Fahrzeugdaten
Polo I / Werkscode: Typ 86
Modellvarianten / Bauzeit: Polo I 0.9: 1975–1981 Polo I 1.1: 1976–1981 Polo I 1.1 GLS: 1976–1977 Polo I 1.3: 1977–1981 Motor: Vierzylinder, wassergekühlt Einbaulage Motor: Front, quer Antrieb: Front Radstand (mm): 2.335 Länge / Breite / Höhe (mm): 3.512 / 1.560 / 1.344 -
Motorversionen
Polo I / Werkscode: Typ 86
Typ Hubraum (ccm) Leistung (kW / PS bei U/min) max. Drehmoment (Nm bei U/min) 0.9
895 29 / 40 / 5.900 61 / 3.500 1.1 1.093 37 / 50 / 5.600 76 / 3.500 44 / 60 / 6.000 (GLS) 83 / 3.500 (GLS) 1.3 1.272
44 / 60 / 5.600
93 / 3.400
Polo I Varianten & Highlights

Mit einer Länge von nur 3,5 Metern ist er der bislang kleinste Volkswagen. Er soll die neue, moderne Modellpalette um Passat, Scirocco und Golf nach unten abrunden. Als der Polo im März 1975 vorgestellt wird, hat er aber schon einen Zwillingsbruder. Der heißt Audi 50, ist bereits seit einem halben Jahr auf dem Markt und bis auf wenige Teile baugleich. Auch der drehfreudige 0,9-Liter-Motor stammt aus Ingolstadt.

Der Polo L bietet eine gegenüber dem Basismodell aufgewertete Ausstattung.

Der Polo GLS rundet 1976 die Modellreihe nach oben ab und bietet nochmals mehr Ausstattung.

Das erste Polo Sondermodell gibt es 1976 in auf 9.000 Stück limitierter Auflage: den Jeans Polo. In der Erstauflage gibt es das Sondermodell in Oregonbeige oder Carolinagrün.

Volkswagen Designerin Gunhild Liljequist zieht dem Polo, wie einst zuvor schon dem Käfer, die Hosen an: Die Sitzbezüge sind aus robustem Stoff, der an die modische Hose der Cowboys erinnert, mit Nieten und Taschen, wie es sich für eine echte Jeans gehört.

Mit 60 PS und sportlichen Akzenten bekommt der Kleinwagen 1979 als Polo GT einen dynamischen Charakter.

Zum Schluss wird es sparsam: der Polo Formel E mit verbrauchssenkenden Maßnahmen.
Polo I Modellpflege
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1976: Mehr Leistung, mehr Ausstattung
Ein 1,1-Liter-Vierzylinder ergänzt den bisherigen Solisten in zwei Leistungsstufen: 37 kW (50 PS) und 44 kW (60 PS) mit zusätzlichem Stabilisator hinten. Letztere beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 12,5 Sekunden. Der Polo 1.1 ist etwas besser ausgestattet als das Basismodell mit 900 Kubikzentimetern, zum Beispiel mit Kopfstützen vorne und Dreipunktgurten. Das 60-PS-Modell bietet gute Leistung in äußerst diskreter Verpackung. Die Grundausführung erhält jetzt ein rechtes Türschloss. Die neu lieferbare GLS-Ausstattung umfasst zusätzlich unter anderem blanke Radkappen, Kühlwassertemperaturanzeige, Zeituhr, beleuchtete Schalter und Gepäckraumabdeckung.
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1976: Jeans mit Motor
Das erste Sondermodell des Polo hat die Hosen an: Der Jeans Polo kommt 1976 auf den Markt. Sitzbezüge in Jeans-Optik mit Taschen und Nieten, ein blau-weiß-roter Doppelzierstreifen mit der Aufschrift Jeans Polo und Entlüftungsdeckel im Western-Look, als Reminiszenz an die Hose der Cowboys. Auf 9.000 Stück ist die Erstauflage 1976 limitiert, es gibt den Jeans Polo in Oregonbeige oder Carolinagrün. Die zweite Auflage folgt 1978, dann in Alpinweiß, Mexikobeige oder Marsrot. Das Design verdankt der Kleine in Denim-Ausstattung Gunhild Liljequist, die als Designerin der Abteilung „Farben und Stoffe“ für viele legendäre Sondermodelle verantwortlich ist.
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1977: Choke und Übernahmen vom Derby
Die 60-PS-Version des 1,1-Liter-Motors wird durch ein gleichstarkes Triebwerk mit 1,3 Liter Hubraum aus dem Derby ersetzt. Um Kraftstoff und Produktionskosten zu sparen, verfügen alle Motoren über eine manuell betätigte Kaltstartanreicherung, den heute fast vergessenen Choke, der im Kaltbetrieb die Luftklappe schließen lässt, um dem Vergaser einen höheren Kraftstoffanteil zuzuführen. Die Hinterachse des Derby mit V-Profil und stärkerer Stabilisatorwirkung wird für den Polo übernommen, damit entfällt der Stabilisator der 60-PS-Version.
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1979: Veränderte Optik
Voluminösere Kunststoffstoßfänger und ein vorgesetzter Kunststoffgrill geben dem Polo ein anderes Aussehen und verringern den cw-Wert. Die Höchstgeschwindigkeit steigt um bis zu 3 km/h. Die Armaturentafel wird ebenfalls neu gestaltet und enthält eine Ablagebox.
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1979: Kleinwagen auch mit G und T
Der Polo GT mit 60 PS und serienmäßigen Sportfelgen, Frontgrill mit GT-Schriftzeichen, einem Tacho mit roter Umrahmung und anderen sportlichen Details bereichert das Angebot.
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1981: Sparen mit Formel E
Kurz vor Auslauf des Polo I erscheint im Januar 1981 noch eine Formel E Version mit 3+E-Getriebe und einem höher verdichteten 1.093-ccm-Motor (9,7:1 statt 8,0:1).
Polo I Werbeanzeigen




