„Das erste Auto – eine Liebe fürs Leben“, sagt man. Und so sieht es auch Jan-Andre Block, Mitarbeiter in der Produktionsplanung bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover.
Von seinen Eltern bekommt er zum 18. Geburtstag einen Golf geschenkt: erste Generation, Baujahr 1983, ein Gebrauchter. Es ist ein ganz besonderer Golf: ein Post-Golf in Ginstergelb, ein Zweitürer ohne Rücksitzbank und mit Anschnallgurten, die an der Tür angeschlagen sind.
Block fährt ihn fünf Jahre, mottet ihn ein, entdeckt ihn wieder und restauriert ihn, bis er fahrbereit ist – nicht für den Alltag, sondern nur für besondere Ausfahrten mit H-Kennzeichen.
Kurz bevor Jan-Andre Block 18 Jahre alt wird, kommen die Eltern auf die Idee, ihm einen Golf von der Deutschen Bundespost zu kaufen. Sein Onkel arbeitet damals bei der Post und hat bereits die Augen offen gehalten: „Das sind gut gewartete Autos zu einem guten Preis.“ Also genau das richtige Geschenk für einen Gymnasiasten mit kleinem Geldbeutel. Block aber hat damals mit Autos nichts am Hut: „Ich hatte nur Handball im Kopf“.
Der Post-Golf verändert alles: Block ist von den Socken, als er am Geburtstag den postgelben Golf vor dem Haus sieht. Mit Luftballons auf der Motorhaube. Eine Probefahrt durchs Dorf folgt, die Freunde staunen. Er entdeckt seine Liebe zum Schrauben und legt selbst Hand an, wenn etwas zu reparieren ist – nach dem Motto „Geht nicht gibt’s nicht“.
2002 meldet er den Golf ab. Er kauft sich einen Volkswagen T3 für Touren zu Festivals oder den Campingurlaub. Der Golf steht erst im Carport der Eltern, dann in einer Scheune, dann in der heimischen Garage. „Ich hatte keinen richtigen Plan“, erklärt Block.
Die Wende kommt 2019 auf Drängen seiner Frau. Block entscheidet sich, den Post-Golf wieder in Schwung zu bringen. Sein Ziel: möglichst den Originalzustand wiederherstellen.
Eine Menge ist zu tun: Scheibenrahmen tauschen, Elektrik wieder instandsetzen, den Motor abdichten, Bremsen überholen, neues Fahrwerk einbauen und eine nachgerüstete Mittelkonsole gegen das originale Kniepolster tauschen. Block zieht Pirelli Felgen auf und rüstet wegen der Sicherheit seiner Kinder Drei-Punkt-Gurte nach.
Über 15 Jahre hatte sein Post-Golf gestanden. „Ich habe einfach die Batterie angeschlossen, den Zündschlüssel gedreht und der Dieselmotor ist angesprungen – Wahnsinn!“ Nach acht Monaten ist Block mit der Restaurierung fertig und holt sich im Sommer 2020 das H-Kennzeichen.
Mehr als einfach ein Auto
Jan-Andre Block kommt 1999 als Stips zu Volkswagen, studiert Maschinenbau und lernt Industriemechaniker im Werk Stöcken. Beim Aufbau des Werkes in den 1950er-Jahren war schon sein Großvater dabei. 2004 wechselt er in die Serienplanung Karosseriebau des LT, dann in die Projektsteuerung des in Argentinien gebauten Amarok. Heute ist er in einem 20-köpfigen Team der Produktionsplanung, das den Serienanlauf des T7 und des ID. Buzz vorbereitet.
Der automobile berufliche Hintergrund ist es jedoch nicht, der den Ginstergelben so wertvoll für Block macht. „Wie vielen Menschen bedeutet auch mir das erste Auto besonders viel“, sagt der heute 42-Jährige. „Mein Golf steckt voller Erinnerungen an meine Jugend und ist einfach Herzenssache. Ich wollte und werde mich nicht von ihm trennen“.
Und Jan-Andre Block hat noch einen Traum: ein Käfer Cabriolet oder ein Kübelwagen, nicht als Oldtimer für die Garage, sondern zum Fahren bei Lust, Laune und Wetter.
Steckbrief
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Jan-Andre Blocks Post-Golf
Baujahr: 1983 Motor/Leistung: 1,6 Liter Diesel / 40 kW ( 54 PS) Getriebe: 4-Gang-Handschaltung Höchstgeschwindigkeit: 143 km / h Farbe: Ginstergelb Laufleistung bis Kauf 1987: ca. 83.000 km Laufleistung heute, 02/2022: 192.174 km H-Kennzeichen: Juli 2020 Besonderheiten: Zweisitzer, keine Rücksitzbank, 2-Punkt-„Postgurt“ inkl. Kniepolster, Edelstahlschutzbleche Kofferraum-Ladekante Nicht original: Golf I GTI Pirelli-Felgen, H&R Fahrwerk, 3-Punkt-Gurt, Seriensitze aus Golf I