1. Volkswagen Classic
  2. Motorsport
  3. Storys Volkswagen Motorsport
  4. Der Bergmann ruft: Konstrukteur des Bi-Motor-Golf

Wir nutzen Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen und unsere Kommunikation mit Ihnen zu verbessern. Wir berücksichtigen hierbei Ihre Präferenzen und verarbeiten Daten für Analytics und Personalisierung nur, wenn Sie uns durch Klicken auf "Zustimmen und weiter" Ihre Einwilligung geben oder über den Button "Cookie Präferenzen setzen" eine spezifische Auswahl festlegen. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Informationen zu den einzelnen verwendeten Cookies sowie die Widerrufsmöglichkeit finden Sie in Datenschutzerklärung und in der Cookie-Richtlinie.

Zustimmen und weiter Cookie Präferenzen setzen

Konstrukteur des Bi-Motor-Golf

Der Bergmann ruft

.

Er war eine Motorsportlegende: Konstrukteur Kurt Bergmann. Der Wiener entwickelte Fahrzeuge mit Bi-Motoren für Volkswagen Motorsport. Ihm ist der legendäre Golf „Pikes Peak“ zu verdanken, mit dem Jochi Kleint 1987 beim amerikanischen Bergrennen startete. 31 Jahre später traf ihn die Volkswagen Classic Redaktion in Wien.

Ein ganz Großer
Kurt Bergmann: Rennfahrer, Konstrukteur und Motorsportlegende. Der damals 89-Jährige beim Interview 2018 in Wien. Am 4. Juni 2021 ist er verstorben.

Wenn der Kurt Bergmann aus Wien sich etwas ausdenkt, dann ist es immer alles, außer gewöhnlich. „Es hatte halt etwas Besonderes sein sollen“, begründet er dementsprechend noch 31 Jahre später die Frage, warum Volkswagen Motorsport 1987 mit einem von ihm konstruierten und gebauten Bi-Motor-Golf den weltweit höchstgelegenen Zieleinlauf im Rallye-Zirkus anfahren sollte.  

Der Mund verzieht sich zu einem schelmischen Lächeln: „Wenn man am Röhrl dranhängt, kann man nicht so ganz schlecht sein“, meint „der Bergmann-Kurt“, wie man ihn hier in seiner Heimatstadt Wien nennt. Seine Augen sind auch noch mit 89 Jahren so flink wie der Golf auf dem Bildschirm. Bewegende Bilder von 1987. Aufmerksam verfolgen sie gerade das auf Video gebannte Rallye-Geschehen: rotbraune Staubfahnen, die ab und zu die Sicht auf ein fulminant himmelsstürmendes Tier namens Pikes Peak-Golf freigeben. Am Steuer, hoch konzentriert und vermummt in seinem Renndress, der Hamburger Ausnahmefahrer Jochi Kleint. Es brüllt. Es mülmt. Es faucht. Oft haarscharf am drohenden Abgrund entlang. Und doch ist alles hier Präzision.

Die Kraft der zwei Herzen

Nur: Warum eigentlich die ganze Gaudi? „Die Überlegung war ganz klar, den Golf gezielt auf Rallyes einzusetzen“, beschreibt Kurt Bergmann die Keimzelle. Um die als nötig erachtete Leistungserhöhung zu erreichen, brachte Bergmann die Bi-Motor-Lösung ins Spiel. „Damit schlägst’s mehrere Fliegen mit einer Klappe: Man erhält die doppelte Leistung, einen für den Rallye-Einsatz nützlichen Allradantrieb und eine perfekte Gewichtsverteilung von 50 : 50.“ Aus den speziellen Einbaupositionen der zwei Motoren resultierte ein fahrdynamisch günstiger tiefer Schwerpunkt.

1981 erdenkt und baut „der Kurt“ als Erstes den „Twin Jet“ – zweimal 81 kW (110 PS) im Jetta I. Das Auto fuhr er mehrere Jahre im Alltag, heute steht es in einer Wiener Sammlung. 1982 entsteht der Bi-Motor-Scirocco mit zweimal 132 kW (180 PS).

„Das Ganze erlebte 1985 mit einem von zwei jeweils 147 kW (200 PS) starken Saugmotoren angetriebenen Golf seinen ersten Sporteinsatz beim Pikes-Peak-Rennen in den USA, durchlief 1986 eine Entwicklungsvariante mit zwei per G-Lader aufgeladenen 1,3-Liter-Polo-Motoren und kulminierte 1987 mit dem hier“, sagt Bergmann, auf das Foto mit dem Pikes Peak-Golf deutend. 

 

Golf II mit Bi-Motor
1987 startete Jochi Kleint in diesem Golf II mit Doppelherz am Pikes Peak.

Und dieser Golf ist die Hightech-Version: Zwei aus dem Golf GTI 16V bekannte Vierventil-Triebwerke wurden mittels Turboaufladung und anderer weitreichender Modifikationen (u. a. Digifant-Einspritzung) auf jeweils maximal 240 kW (326 PS) Leistung gebracht. Die Gesamtleistung des Über-Golf betrug rund 441 kW (600 PS). Statt der Seriengetriebe kamen zwei Hewland FT 200-Renngetriebe aus der früheren Formel 2 zum Einsatz – weshalb sich die Einbauart der 16V-Motoren von quer auf längs änderte. „Das geriet alles ziemlich schwer, was wir aber durch Leichtbau im Bereich des vorderen und hinteren Rohrrahmens und durch die GFK- Karosserie kompensierten“, berichtet Bergmann. Sechs Monate lang baute er in seiner Wiener Werkstatt am Pikes Peak-Golf.

Dann ging es in den USA an den Start. „Wir waren Vierter im Training – mit nur einem Motor! Und dann, im eigentlichen Rennen, dicht hinter Walter Röhrl Zweitplatzierter. Aber dann passierte es.“ „Es“ war ein unbemerkt gebliebener Riss in der Schmiernippel-Bohrung des rechten Uniballgelenkes des Pikes Peak-Golf, entstanden vermutlich während des Trainings. 200 Meter vor dem Ziel krachte es – Spurstangenkopf ade. Ende einer Dienstfahrt. 

„Es war trotzdem eine lässige Zeit“, resümiert Bergmann. „Wir haben alles ausprobiert, was ging. Und sind am Berg mit 188 Sachen mitten in die weltweite Aufmerksamkeit hineingefahren.“ Er schaut auf den Himmelsstürmer von 1987, den Pikes Peak-Golf: „’s war wirklich nicht ganz schlecht. Und’s geht ja immer weiter.“ 

Stimmt. Im Juni 2018 soll der elektrische Nachfahre des Pikes Peak Golf an den offiziellen Start in Colorado Springs gehen, um am Ziel auf 4.302 Metern eine neue Bestmarke in der Kategorie für elektrisch angetriebene Prototypen zu setzen. Kurt Bergmann ist sich Monate zuvor schon sicher: Er wird das Rennen also machen. So oder so.

Wichtiger Hinweis

Wenn Sie auf diesen Link gehen, verlassen Sie die Seiten der Volkswagen AG. Die Volkswagen AG macht sich die durch Links erreichbaren Seiten Dritter nicht zu eigen und ist für deren Inhalte nicht verantwortlich. Volkswagen hat keinen Einfluss darauf, welche Daten auf dieser Seite von Ihnen erhoben, gespeichert oder verarbeitet werden. Nähere Informationen können Sie hierzu in der Datenschutzerklärung des Anbieters der externen Webseite finden.

Weiter zur Seite Abbrechen