„Wie viel PS der hat? Frag mich nicht – das ist ein Auto!“ Tina Kraßowski aus dem niederrheinischen Kleve scheint ein herzlich pragmatisches Verhältnis zu ihrem Golf zu haben. Ist auch so – und dann doch wieder ganz anders. Nämlich beides: pragmatisch und herzlich. Seit zwölf Jahren fährt sie ihren Golf III CL in Dragon Green Metallic, „gekauft aus erster Hand von einer Dame, die vorher Golf II und Golf I gefahren ist und jedes ihrer Autos in der Vertragswerkstatt hat warten lassen.“
Das sieht man ihm an, noch heute: glänzender Auftritt, satter Lack. „Um ehrlich zu sein: Den habe ich eigens für den Fototermin sauber gemacht, den Staub auf dem Armaturenbrett aber drauf gelassen – glänzender Kunststoff spiegelt so in meiner Brille ...“ Aber na klar, Tina!
Wohnen im Golf
Immerhin zwei Wäschen im Jahr gönne sie ihrem Golf, „dann aber das volle Programm mit saugen, Fenster reinigen und auch Kunststoffpflege“. Tina hält inne, überlegt kurz: „Sonst wohne ich eher in meinem Golf.“
Manchmal Gustav, meistens Karl-Otto
Rund 196.000 Kilometer hat ihr Golf III bisher zurückgelegt, die Fahrzeugpapiere weisen ihn als 1,6-Liter-Benziner mit 75 PS aus. Tina bewegt ihn überwiegend lokal und regional, „Autobahn ist nicht so meins, da krieg‘ ich Puls!“, lacht die 39-jährige Arzthelferin, die auch schon mal mit ihrem Golf spricht. „Bei Wohlverhalten spreche ich ihn lobend mit ‚Karl-Otto‘ an. Zickt er, ermahne ich ihn streng mit ‚Gustav!‘.“ Das zum Thema „Ist ja nur ein Auto“...
Macht alles mit
Dabei schätzt Tina tatsächlich die pragmatischen Tugenden des Golf: Als außerordentlich geräumig und dazu noch variabel empfindet sie ihn, der „alles mitmacht, vom Besuch im Einrichtungshaus mit anschließendem Möbeltransport bis hin zum Kübel Dung für mein privates Gewächshaus“. Ein echter „Golf vom Land“ also. Zudem sei er sowohl vom Unterhalt als auch von den Ersatzteilen her günstig und habe sie noch nie im Stich gelassen. Weshalb sie die Frage, wie sie ihren Golf mit einem Wort charakterisieren würde, auch prompt und überzeugt mit „zuverlässig“ beantwortet.
Der Golf, der vertrauenswürdige Allrounder. Da wundert es nicht, dass Tina ihn nie wieder hergeben möchte: „Ich will kein anderes Auto!“, sagt sie voll Inbrunst. Den „Dreier“ kennt sie seit ihrer Fahrschulzeit, er ist ein guter alter Bekannter. Daher möchte sie ihr persönliches Exemplar auch so lange fahren, wie er fährt. Man darf dieser Zweier-Beziehung zwischen Mensch und Golf ergo noch eine noch sehr lange Dauer vorhersagen.
„Ausgerechnet mein Golf“
Nur einmal muss Tina länger überlegen, und zwar bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem bisher einschneidendsten Erlebnis, dass sie mit ihrem Golf hatte. Dann lächelt sie plötzlich, klopft dem grünen Dauerrenner aufs Dach und sagt: „Dass Volkswagen am heutigen Tag ausgerechnet meinen Golf in Wort, Schrift und Film porträtieren wollte!“ Später Ruhm nach 23 Jahren – und ein weiteres Kapitel im Zusammenleben von Tina, Karl-Otto und Gustav.