Ein kleiner Ort im Weserbergland: Fachwerkhäuser, viel Kopfsteinpflaster, bunte Blumen vor historischen Häuschen, gemütliche Postkartenidylle. Das Leben in Hessisch Oldendorf mit rund 5.500 Einwohnerinnen und Einwohnern ist eher geruhsam. Normalerweise. Doch alle vier Jahre, immer Ende Juni, fallen die Käfer ein. Und sie bringen ganz viele Freunde mit. Dann brummt es drei Tage lang in den kleinen Gassen und die niedersächsische Kleinstadt lockt Tausende Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an.
2022 war es endlich wieder so weit – und Hessisch Oldendorf erneut fest in der Hand von Volkswagen Fans. Eigentlich im Vierjahresturnus, hatten sie diesmal wegen der Coronapandemie ein Jahr länger auf das Treffen warten müssen. Das engagierte Team um die Volkswagen Sammler Traugott und Christian Grundmann sorgte dafür, dass vom 24. bis 26. Juni 2022 rund um Hessisch Oldendorf das Rad der Zeit wieder schwungvoll zurückgedreht wurde: Hunderte von Klassikern strömten in die kleine Stadt und präsentierten sich fein geordnet in den Straßen. Über 800 angemeldete Fahrzeuge, dazu Hunderte weitere Besucher-Fahrzeuge – Hessisch Oldendorf war wieder automobiles Freilichtmuseum.
Die Veranstaltung ist das weltweit größte Treffen von Volkswagen der frühen Baujahre: Zugelassen sind Käfer, Kübel- und Schwimmwagen bis einschließlich Baujahr 1957, Sonderaufbauten auf Volkswagen Chassis bis einschließlich Baujahr 1967, Karmann Ghia Typ 14 und Typ 34 bis einschließlich Baujahr 1967 sowie Volkswagen Typ 2 bis einschließlich Baujahr 1967.
Die ganze Welt ist hier
Hinter Veranstalter Christian Grundmann und seinem internationalen rund 40-köpfigen Team liegen Jahre der Planung und immer wieder flexibler (Um-)Organisation. Ein internationales Treffen in diesen Zeiten bringt besondere Herausforderungen mit sich. So sind durch die Pandemiephase beispielsweise Sponsoren abgesprungen, 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Großbritannien mussten wegen des Brexits wieder absagen, viele Pläne wurden hinfällig.
„Das hat uns aber alles nicht abgehalten. Die Vorfreude ist groß und wir sind froh, dass endlich wieder was passiert“, sagte Christian Grundmann kurz vor Veranstaltungsbeginn. „Das Besondere ist ja, dass die ganze Welt hier ist, nur um sich mit anderen Verrückten zu treffen. Es macht so viel Spaß zu sehen, wie viele Menschen auch von sehr weit herkommen, um hier dabei zu sein – aus Kalifornien, Mexiko, Puerto Rico und Israel und aus allen Ecken Europas. Über 30 Nationen werden hier sein. Auf eigener Achse kommen sogar Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Portugal oder Österreich zu uns – mit alten Luftgekühlten, wohlgemerkt. Fantastisch!“
Unikate-Trio italienischer Eleganz
Und natürlich war auch Volkswagen Classic bei diesem Treffen der Superlative zugegen und hatte vier Fahrzeuge, bei denen Einzigartigkeit Programm ist, für die Fangemeinde im Gepäck. Sie alle stammen aus der Fahrzeugsammlung Volkswagen Osnabrück: der Prototyp des Volkswagen Karmann Ghia Coupé von 1953, das Volkswagen Karmann Ghia 1500 Typ 34 Cabriolet von 1961 – ebenfalls ein Prototyp – und ein weiteres beeindruckendes Unikat, die 1965er-Designstudie von Giorgetto Giugiaro zum Volkswagen Karmann Ghia Typ 1.
Außerdem, nicht am Stand von Volkswagen Classic zu sehen, dafür in bester Obhut des Fanclubs „Die VW Typ 3 Liebhaber e.V.“, der Typ 35 in Golfblau, ein perfekt restaurierter Prototyp eines Typ 3 Cabriolet von 1961.


In dem kleinen Ort im Weserbergland drehte sich tagelang alles um eine große Leidenschaft – die frühen luftgekühlten Klassiker aus dem Hause Volkswagen. Mit über 800 angemeldeten Fahrzeuge, dazu Hunderten weiteren Besucher-Fahrzeugen wurde Hessisch Oldendorf erneut zu einem einzigartigen automobilen Freilichtmuseum.

Drei einzigartige Fahrzeuge – allesamt Prototypen – hatte Volkswagen Classic aus der Fahrzeugsammlung Volkswagen Osnabrück mitgebracht.
Vorne links das Volkswagen Karmann Ghia 1500 Typ 34 Cabriolet von 1961: Parallel zum Coupé wurde auch die offene Version des „Großen Karmann Ghia“ auf Basis des Volkswagen 1500 Typ 3 vorgestellt. Der offene 2+2-Sitzer hat – anders als der Typ 14 – ein versenkbares Verdeck, das dem Wagen im geöffneten Zustand eine besondere Eleganz verleiht. Die geplante Serienfertigung wurde in Anbetracht der prognostizierten geringen Verkaufszahlen nicht realisiert – es blieb bei nur einem Dutzend gebauter Exemplare.

Das Exponat aus Osnabrück begeisterte in Hessisch Oldendorf: Wilhelm Karmann träumte Anfang der 50er-Jahre von einem offenen Spider auf der Basis des Volkswagen Käfer und war von seiner Idee so überzeugt, dass er im Frühjahr 1953 seinen Freund Luigi Segre – Inhaber der Carrozzeria Ghia in Turin – beauftragte, einen offenen Sportwagen zu entwerfen. Im Oktober 1953 konnte Wilhelm Karmann das Ergebnis in einer Garage bei Paris besichtigen. Der in einigen Details noch etwas rustikal anmutende Prototyp überzeugte auch Volkswagen Generaldirektor Heinrich Nordhoff und er gab grünes Licht für den Serienbau des Karmann Ghia Coupés.

Wie die beiden Karmann Ghia Typ 14 und Typ 34 hat auch diese Designstudie italienische Wurzeln: 1965 war es der junge Giorgetto Giugiaro, der als Designer der Carrozzeria Ghia den Typ 1 entwarf. Mit tiefer Gürtellinie, einer glattflächigen Front und einem flachen, betont geradlinigen Heck wirkt der Typ 1 bemerkenswert modern – und leugnet nicht seine italienische Identität.

Wie die Hülle, so das Interieur: Der rundum stimmige Karmann Ghia Typ 1 überzeugt auch im Inneren mit seinem modernen Charakter.

In den Straßen von Hessisch Oldendorf wurden die Klassiker meist nach Modellen sortiert präsentiert. So schmückten auch zahlreiche Volkswagen Karmann Ghia die Gassen.

Auch Käfer Cabriolets gab es reihenweise in Hessisch Oldendorf.

Sonnenschein und Cabrio, wer wäre hiermit nicht am liebsten gleich auf Spritztour gegangen ...

Das Team von Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer brachte auch den T1 Halbkette von 1962, einen umgerüsteten Kombi mit Gleiskettenantrieb zur sicheren Versorgung von Alm- und Skihütten, mit nach Hessisch Oldendorf.
Für den ID. Buzz war es die erste Veranstaltung in Deutschland, in der er einem breiten Publikum zugänglich war. Und der vollelektrische Bus traf hier auch erstmals auf die Classic-Community – und konnte fleißig Sympathiepunkte sammeln.

Der Neue in der Volkswagen Familie transportiert die Gene und Stilelemente der klassischen Ikone in die digitale Ära. Der ID. Buzz in der Zweifarblackierung Candy-Weiß mit Limonengelb Metallic stieß auf viel Interesse und Begeisterung.

Auf dem Areal ehemaliger Sportplätze fanden sowohl Teilnehmende als auch Besucherinnen und Besucher Platz – die zahlreichen luftgekühlten Volkswagen und besonders die klassischen Camper, vielfach mit zeitgenössischem Zubehör, waren wieder kleine stilsichere Highlights.

Der Einsatz der Schwimmwagen in der Weser war auch 2022 wieder ein beliebtes Highlight. Die Schwimmwagenfahrten wurden für einen guten Zweck organisiert.

Die Ankunft der Schwimmwagen am Fähranleger Großenwieden wurde von Hunderten Schaulustigen begleitet.

Selbst der Teilemarkt war bereits eine Attraktion für sich.

Impressionen vom 8. Internationalen Volkswagen Veteranentreffen in Hessisch Oldendorf ...








„Die alten Volkswagen sind die Basis, die hier alle gemeinsam haben. Hier zählen weder Nation oder Religion noch Kontinent oder Status, hier geht es einzig und allein darum, zusammenzukommen und gemeinsam Spaß zu haben.“
Nützliche Klassiker
Am gemeinsamen Stand war auch das Team von Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer mit einer Auswahl an raren Transportern der ersten Generation vertreten: einem T1 Kombi Radarwagen von 1953, dem ersten Blitzer Niedersachsens; einem 1964er T1 Hochdach Kastenwagen, einem ehemaligen Verkaufswagen Coca-Cola Österreich; sowie dem sogenannten T1 Halbkette von 1962, einem umgerüsteten Kombi mit Gleiskettenantrieb zur sicheren Versorgung von Alm- und Skihütten, der erst 2022 fertig restauriert worden war. Der Currywurst-Bulli rundete das Hannoveraner Ensemble delikat ab.
Debüt mit E: Wie der T1 auch die Zukunft inspiriert, zeigte der ganz Neue in der Volkswagen Familie, der die Gene und Stilelemente der klassischen Ikone in die digitale Ära transportiert: der ID. Buzz1. Inmitten dieser Veranstaltung zwar ein echter Exot, stieß der vollelektrische Bus in der Zweifarblackierung Candy-Weiß mit Limonengelb Metallic auf großes Interesse. Für den ID. Buzz war es die erste Veranstaltung in Deutschland, in der er auf die Classic-Community traf – und er konnte hier fleißig Sympathiepunkte sammeln.
Und schließlich präsentierten sich am Gemeinschaftsstand auch die Spezialisten für Volkswagen Originalteile: Volkswagen Classic Parts beriet zu Ersatzteilen und Volkswagen Zertifikaten.
1ID. Buzz Pro: Stromverbrauch in kWh/100 km: kombiniert 18,9; CO₂-Emission in g/km: kombiniert 0; Effizienzklasse: A+++ (Stand 06/2022)
Raritäten und tolle Käfer
Exquisite Exponate: Die Autostadt zeigte auf dem Kirchplatz vier Exponate aus dem ZeitHaus aus Wolfsburg: einen Porsche Typ 60, die Rekonstruktion des Prototyps V3 von 1936; einen Porsche Typ 60 von 1938, das älteste erhaltene Exemplar der aufgelegten Vorserie; weiterhin einen Volkswagen Rometsch Beeskow von 1952, einen der letzten Vertreter des individuellen Aluminium-Karosseriebaus auf Basis eines Volkswagen 1200; und schließlich den einzigartigen Gold-Käfer, den einmillionsten Volkswagen, der am 5. August 1955 in Wolfsburg vom Band lief.
Herbie meets HO22: Ein besonders tolles Staraufgebot gab es in diesem Jahr, das den Besucherinnen und Besuchern unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht zauberte: das weltgrößte Treffen der „Love Bugs“ auf dem Kirchplatz. Acht originale Filmfahrzeuge aus den Herbie-Filmen waren hier zusammengekommen. Viele der „tollen Käfer“ mit der bekannten Startnummer 53 waren über das Register des belgischen Herbie-Museums organisiert worden. Auch die Stiftung AutoMuseum Volkswagen hatte aus Wolfsburg einen originalen Film-Käfer sowie einen Filmpromotion-Herbie mitgebracht.
Schöne Traditionen
Schöner campen: Eine besondere Tradition ist auch der Camping-Bereich, der seit dem Treffen im Juni 2001 extra für die Veranstaltung in der Nähe der Stadthalle zur Verfügung gestellt wird. Auf dem Areal ehemaliger Sportplätze fanden sowohl Teilnehmende als auch Besucherinnen und Besucher Platz – die zahlreichen luftgekühlten Volkswagen und besonders die klassischen Camper, vielfach mit zeitgenössischem Zubehör, waren wieder kleine stilsichere Highlights.
Musik, Kulinarik und Feiern gehören zum Internationalen Volkswagen Veteranentreffen seit jeher dazu, so auch bei der achten Auflage. Besonders freuten sich die Veranstalter auf eine Frauen-Band, die Musik der Fünfziger nach Hessisch Oldendorf brachte: Das Trio stammt aus der Ukraine, und die Frauen sind zum Teil extra für die Veranstaltung angereist. Ein musikalisches Zeichen für Frieden und Gemeinschaft.
Man spürte, wie sehr sich die Teilnehmenden und die vielen Besucherinnen und Besucher auf dieses einzigartige Klassiker-Treffen gefreut hatten. Und wie sehr sich hier alle verbunden fühlten. Neben den angemeldeten Teilnehmenden wurde schließlich eine stolze Besucherzahl von ca. 40.000 vermeldet. „Die alten Volkswagen sind das Mittel zum Zweck, das ist die Basis, die hier alle gemeinsam haben. Hier zählen weder Nation oder Religion noch Kontinent oder Status, hier geht es einzig und allein darum, zusammenzukommen und gemeinsam Spaß zu haben“, betonte Christian Grundmann. „Gerade in Zeiten von Krieg in Europa ein besonders wichtiges Zeichen, wie wir finden. Und wir freuen uns, so etwas gemeinsam mit so vielen begeisterten Menschen erleben zu können.“
